Der Siegeszug der Sharing Economy

Der Siegeszug der Sharing Economy

Von Ada KozƂowska・Letzte Aktualisierung: 9. August 2017

Die Sharing Economy durchdringt die Reiseindustrie. Die neue Alternative zum klassischen Tourismus begann ursprĂŒnglich als Indie-Bewegung und setzt auf die sogenannte «peer-to-peer»-Wirtschaft. Dass das GeschĂ€ftsmodell inzwischen massentauglich ist, hat es folgenden Entwicklungen zu verdanken: Dem allgemeinen BedĂŒrfnis, wĂ€hrend der schlechten globalen Wirtschaftslage zu sparen oder etwas dazu zu verdienen; einem stĂ€rkeren GemeinschaftsgefĂŒhl; einem erhöhten Umweltbewusstsein; der Ablehnung von Grosskonzernen, exzessivem Konsum und Kapitalismus sowie einem grösseren Vertrauen ins Internet, in den E-Commerce und Online-Zahlungssysteme.

Nehmen wir zum Beispiel Uber. Ende 2015 verzeichnete das Unternehmen mehr als eine Milliarde Fahrten. Airbnb zĂ€hlt mittlerweile 60 Millionen User und 640’000 Gastgeber in 57’000 StĂ€dten. Daneben vermittelt eine steigende Zahl anderer Anbieter Übernachtungsmöglichkeiten. Darunter Wimdu, HomeAway, HolidayLettings, Couchsurfing, OneFineStay, campinmygarden und 9flats.

Ein Taxi gefĂ€llig? Versuchen Sie es mit Lyft. Automiete oder Car Sharing? Hier gibt es FlightCar, Zipcar, Hiyacar oder Turo. Mitfahrgelegenheiten offerieren BlaBlaCar und Zimride.

Wer ein Bike, Skis, ein Snowboard oder Surfbrett mieten möchte, geht zu Splinster, einen erfahrenen lokalen StadtfĂŒhrer bucht man ĂŒber Vayable. Knok ist ein Netzwerk von Familien, die ihre Wohnungen und HĂ€user tauschen. Wer nach lokalen SpezialitĂ€ten sucht, wird auf Feastly, EatWith, Cookening, Bienvenue a Ma Table, EatWithaLocal, Vizeat und Cookeat fĂŒndig. Und einheimische KĂŒchenchefs kann man via KitchenSurfing verpflichten.

Bei einem Fremden zu ĂŒbernachten oder in sein Auto zu steigen, wĂ€re fĂŒr die meisten undenkbar gewesen.

Die Zahl dieser Ausweichmöglichkeiten steigt tĂ€glich und nutzt die FlexibilitĂ€t von Social Media, Apps und Internet. ZwischenmĂ€nner, die die Preise erhöhen, gibt es nicht. Transaktionen werden rasch und einfach abgewickelt, und dank der globalen Reichweite braucht es keine ortsansĂ€ssigen ReisebĂŒros, um alles zu koordinieren. Zudem kann die Sharing Economy auf schlecht genutzte Ressourcen zurĂŒckgreifen.

In der Vergangenheit hĂ€tten die wenigsten Menschen Vertrauen in den kollaborativen Konsum gehabt. Bei einem Fremden zu ĂŒbernachten oder in sein Auto zu steigen, wĂ€re fĂŒr die meisten undenkbar gewesen. Dieses Hindernis wurde durch die Technologie und soziale Netzwerke ĂŒberwunden. Es gibt keine AnonymitĂ€t mehr, Nutzer und Anbieter können einander bewerten und ein öffentliches Feedback posten.

FrĂŒher war die typische Reiseerfahrung vorausseh- und austauschbar: Ein Taxi vom Flughafen zu einem Kettenhotel im touristischen Zentrum, eine gebuchte Bus- oder Boottour, um sich mit der Destination vertraut zu machen, der Hotelconcierge, der ein bestimmtes Restaurant empfahl.

Die Sharing Economy dagegen offeriert mehr fĂŒr weniger Geld: Man wohnt in UnterkĂŒnften mit KĂŒche, Waschmaschine und anderen Annehmlichkeiten; die Palette der Mietwagen – die am Wunschort in Empfang genommen werden können — reicht vom Budget-Auto bis hin zum Luxusfahrzeug.

Auch der GeschĂ€ftsreisebereich hat sich dem neuen Wirtschaftsmodell geöffnet. Business Travellers profitieren vom sogenannten Office Sharing via pivotdesk oder sharedesk. Spezielle Apps vereinfachen SpesenĂŒbersichten oder reisebezogene Partnerschaften. So kooperiert Uber mit Starwood und Hilton und macht HotelgĂ€sten Fahrten schnell und einfach ĂŒbers Mobiltelefon zugĂ€nglich. Der Reisekostenspezialist Certify fand heraus, dass GeschĂ€ftsreisende Fahrdienstleister wie Uber konventionellen Taxis vorziehen; an gewissen Destinationen werden zudem Mitfahrgelegenheiten eher genutzt als Mietwagen.

Vor allem Hotels beginnen ihre Businessmodelle zu ĂŒberdenken.

Trotz ihres Erfolgs hat die Sharing Economy auch Gegner. Verschiedene unabhĂ€ngige Start-ups wurden verurteilt, weil sie Vorschriften missachteten (insbesondere bezĂŒglich Sicherheit, Gesundheit und Vorkehrungen fĂŒr Menschen mit Behinderung). Andere werden dafĂŒr kritisiert, dass sie ihre Mitarbeitenden schlecht bezahlen und unfaire Marktbedingungen schaffen. Ab und zu gibt es Meldungen zu zerstörten Objekten, GĂ€sten, die nicht mehr gehen, gefĂ€lschten Eintragungen und Sharing Economy-Websites, die ihre Kunden oder Anbieter nicht genug schĂŒtzen. Auch FĂ€lle von Steuerhinterziehung und unfairem Wettbewerb haben Schlagzeilen gemacht.

In einem Schreiben des Europaparlaments vom Herbst 2015 wird darauf hingewiesen, dass Angestellte der Sharing Economy keine sozialen Sicherheiten wie zum Beispiel bezahlten Krankheitsurlaub haben. Zudem mĂŒssten Hotelliers sich im Gegensatz zu vielen Gastgebern auf Online-Plattformen an Vorgaben des Umwelt- und Konsumentenschutzes, Arbeitsrechts und Steuergesetztes halten.

Preislich ist das Modell des Teilens oft attraktiver als traditionelle Taxis, StadtfĂŒhrer, Mietwagenanbieter oder Hotels. Gleichzeitig offeriert es ein ganz neues Reiseerlebnis und zieht mehr Touristen an. Doch dem klassischen Reisesektor kann der kollaborative Konsum wenig anhaben – selbst in einem Umfeld, in dem die Margen stĂ€ndig sinken und die Preise seit einer Dekade gleichbleiben. Denn so sehr sich die Sharing Economy selbst hochjubelt, so klein ist der Teil der Tourismusindustrie, den sie beherrscht. Sowohl die UmsĂ€tze der klassischen Reisebranche als auch des alternativen Sektors sind in den letzten Jahren gestiegen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sich die klassische Industrie auf ihren Lorbeeren ausruhen darf. ZusatzgebĂŒhren fĂŒr Internet oder Ă€hnliches werden im heutigen kompetitiven Umfeld vom Gast kaum mehr akzeptiert.

Vor allem Hotels beginnen ihre Businessmodelle zu ĂŒberdenken. Obwohl sie davon profitieren, dass man sie noch immer als die sicherste Übernachtungs-Option betrachtet, mĂŒssen sie flexibler werden. Viele bieten deshalb Live-Events, Kurse oder Suiten mit KĂŒchen fĂŒr Familien an. So veranstaltete The Student Hotel in Amsterdam kĂŒrzlich ein eintĂ€giges Ideen-Festival mit 1500 GĂ€sten. Das Haus setzt auf ein Konzept, das LangzeitunterkĂŒnfte fĂŒr Studenten mit Hotelzimmern fĂŒr GeschĂ€ftsleute und Touristen kombiniert. Diese drei Zielgruppen sollen sich im The Student Hotel begegnen und voneinander lernen. Alle diese neuen Entwicklungen verĂ€ndern die Welt des Reisens. Sowohl in der Welt der Sharing Economy als auch in jener des traditionellen Tourismus dĂŒrfte es in den nĂ€chsten Jahren so manche spannende Innovation geben.

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